Die Trends für 2021
Nadine Reinartz
17. Februar 2021
Die Corona Pandemie hatte im vergangen Jahr großen Einfluss auf Design und Marketing. Umstrukturierungen, Home-Office, Digitalisierung – wenig Risiko eingehen. Es mussten schnelle Lösungen her, mit wenigen Mitteln viel erreicht werden. Die Prognosen für 2021 gehen dahin, dass vieles was sich im vergangenen Jahr bewährt hat, fortgesetzt und/oder sogar noch einen Schritt weiter gegangen wird. Unser Kreativ-Team möchte Ihnen hier einen Ausblick auf die Trends im Bereich Design für 2021 geben.
Design & Marke
Keep it simple – make it clear!
Fangen wir bei der Farbigkeit an. Schon in den letzten Jahren ging der Trend immer mehr Richtung Muted Colors, also Farben mit geringer Farbintensität. Diese vermitteln Ruhe und Sicherheit, wirken natürlich, nachhaltig und nostalgisch – eben genau das, was man nach einem chaotischen 2020 gebrauchen kann. Wem das zu viel "Achtsamkeit" oder zu "pastellig" ist, der kann noch einen Schritt weiter gehen und auf Monochrome und Duotone Designs setzen, also Umsetzungen mit sehr reduziertem Farbeinsatz (reines Schwarz/Weiß, bzw. nur mit der Haus-/Markenfarbe). Aber auch Metallicfarben, wie Gold, sollen in 2021 eine größere Rolle spielen.
Schrift wird in großen Schriftgrößen und möglichst dicken Schriftschnitten eingesetzt werden. Auch Serifenschriften sollen 2021 ein Revival erleben und wieder vermehrt, besonders bei Headlines, eingesetzt werden.
Auch die Gestaltungselemente, welche in den vergangenen Jahren eher zur Abstraktion neigten, werden wieder zu einfachen, klaren, geometrischen Formen. Spannung kann man hier mit Überlappungen kreieren, mit lasierenden Farben neue Elemente entstehen lassen und so Tiefe generieren, ohne den Weißraum zu verringern, oder dem Design die Klarheit zu nehmen. Klarheit müssen auch Grafiken in 2021 vermitteln. Corona-bedingt wird die simple Datenvisualisierung vermehrt zum Einsatz kommen, um effektiv, leicht und (gerade in der heutigen digitalen Informationsflut) schnell verständlich zu kommunizieren.
Informationen Slide by Slide
Das findet sich auch im Social Media Bereich wieder: Slide Decks kamen bereits im vergangen Jahr auf den Plattformen Instagram und LinkedIn vermehrt zum Einsatz. Das sind Beiträge, welche dem User viel Information in einer (meist grafischen) Bilderfolge, in leicht verständlichen Happen serviert. Der Vorteil: Eine längere Verweildauer und eine höhere Interaktionsbereitschaft der User – also nicht nur liken und ggf. kommentieren, sondern auch teilen und speichern (letztere sind mittlerweile sehr wichtig für den Instagram Algorithmus).
In Motion
Durch den Lockdown und den unterschiedlichen Regelungen, war es 2020 kaum möglich individuelles Footage für Bewegtbild zu erstellen. Das wird sich für dieses Jahr auch erstmal nicht ändern. Es wird daher viel mit (3D)Animationen und textlastigen Videos gearbeitet werden. Vorteil ist hier, dass man durchaus einen geringeren Produktionsaufwand haben kann, aber auch im Hinblick auf Augmented und Virtual Reality einen weiteren Schritt Richtung Zukunft geht. Und auch in der Stockfotografie gab es durch Corona einen Wandel: Die Models müssen glaubwürdig und natürlich wirken, die Bilder nicht "gestellt" aussehen. Um möglichst neutral zu bleiben, geht hier der Trend auch wieder mehr zur Illustration. Hier wird auch ein Revival des Comicstils der 70er/80er Jahre prognostiziert. 3D Anmutungen werden sich wieder vermehrt bei Flat Icons finden. Emojis stellen die Piktogramme der heutigen Zeit dar und werden wohl in Zukunft auch als Designelement integriert werden.
Neues soziales Bewusstsein
Im vergangenen Jahr waren in den Sozialen Medien neben Corona auch viele Bewegungen (Black Lives Matter, LGBTQI+, Body Positivity oder Mental Health) zu verfolgen, welche die Menschen durchaus für spezielle Themen mehr sensibilisiert und ein neues Bewusstsein geschaffen haben. Eine Marke muss daher nicht nur authentisch auftreten, sonder es auch sein. Es reicht nicht mehr aus, die Geschäftsausstattung auf einem mit dem Blauen Engel zertifizierten Papier zu drucken, Ökostrom zu beziehen oder zu Weihnachten eine größere Spende an eine Hilfsorganisation zu tätigen. Der Kunde möchte sehen, dass Worten auch Taten folgen, Sie Ihre Überzeugungen auch Leben, Ihre Marke/Ihr Unternehmen sich engagiert und entsprechend handelt. Durch gutes Storytelling können Sie hier also eine noch stärkere Bindung zur Zielgruppe herstellen.
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom
Trends spiegeln immer auch die aktuelle Wirklichkeit wieder. Daher gehen viele Prognosen in der Gestaltung auch in die andere Richtung und prophezeien ein Jahr des Eklektizismus und der DIY-Ästhetik: Psychedelisches Design, verrückte Farben und Formen, bewusste Disharmonien, wirre Textausrichtungen mit unterschiedlichen Buchstabengrößen, Surrealismus, optische Täuschungen, Voxel Art (Minecraft lässt Grüßen) und Retro-Futurismus. Weg von der Perfektion, hin zum bunten Chaos und dem bewussten Regelbruch. Kunst und Design werden in Zukunft immer mehr verschmelzen und so eine neue Vielfalt der Individualisierung und Gestaltung bieten.
Trends im Webdesign
Neumorphismus
Die virtuelle Welt des Internets war noch nie so wichtig für uns Menschen, als in Zeiten von Home Office und Quarantäne. Und so sollen wir dort auch finden, was wir vermissen, wenn wir nicht aus den eigenen 4 Wänden raus können. Man muss in Webseiten eintauchen können um etwa die Illusion des Einkaufsbummels zu ersetzen. Bei den flatten Design Trends die das Internet für viele Jahre im Griff hatte, wird der Tauchgang recht kurz und schmerzhaft. Die Räumlichkeit spielt eine entscheidende Rolle. Google hat schon seit 2014 versucht mit ihrem Material Design diesen Trend einzuführen, doch vielerorts setzte sich weiterhin das Flat Design durch. In Zukunft werden selbst die etwas statisch wirkenden 45° Schatten des Material Designs nicht genug sein. Es wird auf weit auslaufende Schlagschatten und Farbverläufe gesetzt um die Webseite zum dreidimensionalen Raum werden zu lassen in dem Objekte greifbar gemacht werden können. Dabei ist es natürlich besonders wichtig die richtige Balance zu treffen. Für diese materialistische Herangehensweise sind definitiv sanfte Farben und leichte Schlagschatten zu empfehlen. Wenn die Kanten und Grenzen allerdings zu leicht verloren gehen läuft man Gefahr die User Experience, gerade für Menschen mit Sehschwäche, zu beeinträchtigen. Und natürlich geht auch im Jahre 2021 noch die User Experience vor.
"Sanfte Farben" heißt übrigens nicht zwingend, dass man hier in dem so beliebten hellen Kleid des Flat Designs bleiben muss. Es gibt einen klaren Trend der seit Jahren, gerade mit der Vorherrschaft von Mobile Devices immer prävalenter wird und der nennt sich Dark Mode. Dunkelheit tut nicht nur den Augen gut, sondern kann auch echt schick aussehen. Man muss sich nur mal trauen.
Motion Design
Ein weiterer Aspekt, der dabei hilft Raum zu schaffen ist Bewegung. Parallax Effekte sind weiterhin auf dem Vormarsch, doch auch SVG Animationen so wie Scroll Transformationen sollen helfen. Tiefe wird in unserem Gehirn unter anderem dadurch geschaffen, dass sich Dinge im Vordergrund schneller bewegen als der Hintergrund. Dieses Konzept ist ein einfaches Hilfsmittel um die Illusion der Tiefe auch auf den Bildschirm zu bringen und genau das wollen wir mit Parallax und Scrolling Effekten bewirken.
Animation und Bewegung schafft außerdem Ablenkung. Trotz der Fortschritte in Sachen User Experience und Interface Design in den letzten 3 Jahrzehnten ist das Internet nicht zwingend sehr viel zugänglicher geworden. Dies liegt sowohl an der Vielzahl an Vorschriften die eingeführt wurden, welche unzählige Cookie Checks und Erlaubnis-Befragungen beim Öffnen einer Website nach sich zogen, als auch an den verlängerten Ladezeiten die große und imposante Visuals sowie die riesigen Datenmengen vieler heutiger Webseiten zur Folge haben. Unser Retter in der Not heißt SVG. SVG basiert auf Vektoren und wird deshalb im Prinzip wie eine Funktionsrechnung in einem Koordinatensystem gespeichert. Darum ist ein SVG normalerweise nur so groß wie eine einfache Textdatei. Dies macht SVG auch unheimlich flexibel, da man jederzeit noch in die Datei eingreifen und einfach Farben ändern, sowie die Grafik verlustfrei beliebig skalieren kann. Und das tolle ist, ein SVG kann auch animiert werden. Man muss dem Browser schließlich nur sagen wann und wohin Punkt A im Koordinatensystem bewegt werden soll. Das heißt wir können SVG Animationen immer und überall einsetzen, ohne unnötige Wartezeiten zu verursachen. So können Sie dem User also den Besuch auf Ihrer Website mit Animationen erheitern, Ladezeiten mit animierten Preloadern verfliegen lassen und auch sämtliche Warnhinweise, Umfragen und Anmeldevorgänge die fast jede Website heutzutage zwangsläufig mit sich bringt werden weniger ausladend wenn Sie durch kleine Animationen aufpoliert werden und die nervigen Popups sich durch ein fließendes Motion Design perfekt in die Seite einfügen.
Ein weiterer Trend in diesem Zusammenhang sind Logoanimationen. Diese können mehrere Zwecke erfüllen. Sei es der bloße Unterhaltungseffekt, eine Umfunktionierung des Logos zum Ladebalken, die Darstellung der Geschäftsbereiche, oder App-Funktionen. Animationen sind nicht nur hübsch und erhöhen die Verweildauer der Besucher deutlich, sie sind multifunktional.
Der Dystopie huldigen
Eine Sache, die Design Trends natürlich immer mit sich bringen sind die Gegentrends. Und auch diese verdienen Beachtung, denn Sie sind oft genauso legitim. Im ersten Absatz haben wir davon gesprochen, wie das Internet den Menschen dabei helfen soll, die großen Nachteile einer Pandemie zu erleichtern. Wie das Medium der Zukunft ausgleichen muss, was die Gesellschaft in schwierigen Zeiten nicht immer geben kann. Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass das Jahr 2020 einen guten Einblick in eine Dystopie gegeben hat. Politiker so schamlos und korrupt wie nie, ganze Kontinente unkontrollierbar in Flammen und schließlich eine Pandemie die die ganze Welt außer gefecht setzte. Man sagt Kunst ist ein Spiegel der Seele und deshalb ist es keine Überraschung, dass ein Design Trend der Zukunft die Dystopie mit offenen Armen empfängt.
Doch eines hat auch dieser Trend mit den anderen Gemein: Das dezente Kleid des Flat Designs wird abgelegt. Der weite Weißraum wird durch wilde surrealistische Formen und materialistische Hintergründe ersetzt. Glitch-Effekte und Asymmetrie bestimmen das Layout. Die fragilen serifenlosen Light Fonts werden durch Bold, Black, Serifs und Handschriften ausgetauscht und Schriftgrößen kennen keine Grenzen mehr. Jegliche Regeln der Farblehre werden aus dem Fenster geworfen. Jegliche Erwartungen an den Standard einer Website wird zerstört. Denn auch das bringt so eine Krise mit sich: Wer nicht den Mut besitzt sich von Konventionen zu lösen und neue Wege zu beschreiten, bleibt vielleicht für immer in der Krise stecken.
Accessible Design
Accessible Design bedeutet, Webseiten zugänglicher zu machen, insbesondere in Hinsicht auf Ihre Zielgruppe. Es gilt daher, sich bereits bei der Konzeption Ihrer Website darüber Gedanken zu machen, wer die Seite in Zukunft besuchen wird und dementsprechend Personas festzulegen, auf die dann die User Experience und Customer Journey gemünzt werden soll. Dazu gehört dann natürlich auch zum Beispiel Behinderungen in Betracht zu ziehen und die Webseite barrierefrei zu machen. Deshalb beschäftigt sich ein großer Teil des Accessible Designs auch damit Lösungen für Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, motorische Behinderungen, Epilepsie und Dyslexie zu finden.
Wir sind der Meinung, dass dieses Thema sehr wichtig und vielschichtig ist. Daher möchten wir diesem einen eigenen Blog Artikel widmen, in dem wir noch mehr in die Tiefe gehen wollen. Accessible Design ist mehr als ein "Design Trend", sollte aber trotzdem an dieser Stelle erwähnt sein. Melden Sie sich einfach kurz für unsere Blog Updates an, um diesen und weitere spannende Artikel nicht zu verpassen.
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